Die Cabrio-Versionen des E24 — oder: der Versuch einer Entwirrung


Offene Versionen des 6ers hat es einige gegeben, nur keine offizielle aus München. Was auf den ersten Blick nach extrem vielen einzelnen Cabrioherstellern ausschaut, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als interessante Geschichte mit vielen Irrungen und Wirrungen. Doch fangen wir einfach mal an:



Tropic


Wir befinden uns im Frühjahr 1980. Marketingfachmann Jürgen G. Weber kehrt gerade von einer Reise durch die Vereinigten Staaten zurück. Dort hat er einen interessanten Geschäftszweig kennengelernt: Man nehme ein bewährtes Coupé eines großen Autoherstellers, befreie es vom Dach und verkaufe es nun als attraktives und exklusives Vollcabriolet. Eine vielversprechende Idee, da der Automobilmarkt aufgrund der damaligen Sicherheitsdiskussionen kaum interessante Cabrios bereit hält.
Im schwäbischen Crailsheim gründet Weber daraufhin die Firma Tropic Automobil-Design. Die ersten Projekte sind Umbauten der Celica von Toyota und des Honda Prelude. Danach beschließt er sich des 6er BMWs anzunehmen. Unterstützung hierbei findet er bei dem ehemaligen Ford-Entwicklungsingenieur und Prototypenbauer Friedrich-Peter Lorenz in Koblenz. Jener Herr Lorenz, der einige Jahre später mit dem Multimillionär und Etienne-Aigner-Besitzer Heiner Rankl die im bayerischen Wolfratshausen ansässige Fahrzeugbaufirma Lorenz & Rankl gründen sollte.

Zunächst wird in der Koblenzer Firma von Lorenz ein hennaroter BMW 635 CSi des Baujahres 1979 als Cabrio-Prototyp umgebaut. Dieser Wagen soll den Grundstein für eine geplante Serienfertigung legen. Die Struktur des Wagens wird von Lorenz entscheidend verstärkt, weitere tragende Elemente werden eingeschweißt, die Windschutzscheibe gekürzt, ein Verdeckkasten hinter den Rücksitzen integriert und die Dachmechanik entwickelt.

Im Frühjahr 1982 steht das Projekt kurz vor der Vollendung. Das erste 6er-Cabriolet soll publikumswirksam der Presse vorgestellt werden. Um größtmögliche Seriosität zu suggerieren werden die Prospekt- und Pressebilder der unmittelbaren Umgebung der BMW-Zentrale, dem Münchener Olympiapark aufgenommen.

Pressefoto Frühjahr 1982 - die Zierleiste am Schweller fehlt noch Vollmundig: Pressetext auf der Rückseite des Fotos

Dem sechsseitigen Prospekt sind auch die geplanten Features des Wagens zu entnehmen: dazu zählt ein elektro-hydraulisches Scheren-Faltdach (in vier verschiedenen Farben lieferbar), voll versenkbare Seitenscheiben, Gurtbringer, ein edelstahlbewehrter Schweller und eine Silberplakette mit Baudatum, Chassisnummer sowie Name des Erstbesitzers.

Als optionale Extras werden eine schlüssellose Türöffnungs- und Startanlage mit Code, ein Magnetverschlußsystem für das Dach, welches sich per Sensor bei eintretender Feuchtigkeit automatisch schließt, Holzverkleidungen der Dachmechanik im Fensterbereich, Holzinletts für das Armaturenbrett und die Türverkleidungen sowie ein Autotelefon angegeben.
Auch ein "Turbo-Paket in Verbindung mit einer Fahrgestellmodifzierung" ist laut Prospekt geplant.

Vor dem Münchener Olympiastadion (im Look der offiziellen BMW-Werksfotos) Elektro-hydraulische Verdecköffnung mit Fernbedienung

Anfang März 1982 wird das Tropic Cabriolet auf dem Genfer Salon vorgestellt. Die Reaktionen von Presse und Publikum sind durchweg positiv.

Auto Motor und Sport schreibt über das Weber/Lorenz Cabriolet:
"Das Vergnügen, ein so dynamisches und zugleich luxuriöses Cabrio zu besitzen, hat natürlich seinen Preis. Tropic berechnet für einen umgebauten BMW 89.405 Mark und ist trotzdem um Aufträge nicht verlegen. Es gibt genug betuchte Kunden für einen offenen BMW — und das bestimmt nicht nur unter der Schickeria in Beverly Hills."

 
             
Der firmeneigene Pressetext nennt konkrete Zahlen:
"Tropic baut das BMW-Tropic-6er-Cabriolet in einer Stückzahl von 400 Einheiten per anno, beginnend im September 1982. Das exclusive Maß der Serienproduktion läßt erwarten, daß demnächst schon bald das Jahr 1983 ausverkauft sein dürfte."

Tropic-Prototyp in AMS Heft 9 / Mai 1982  

BMW Entwicklungsvorstand Karlheinz Radermacher steht dem Projekt anscheinend ebenfalls positiv gegenüber. Tropic wird nun von BMW mit Rohkarosserien und technischen Zeichnungen unterstützt.

Bereits zuvor hatte BMW den Bau eines Prototypen bei Italdesign (Giugiaro/Mantovani) in Auftrag gegeben. Das Projekt konnte anscheinend nicht überzeugen und wurde nicht weiterverfolgt.

 

Seltene Fotos: Hier der zuvor von BMW beauftragte Italdesign Prototyp. Oben im Designstudio auf einer drehbaren Plattform, unten geöffnet an der BMW Teststrecke.
Bei dem Verdeck scheint es sich um ein Mockup zu handeln, also eine nicht funktionsfähige Attrappe. Es liegt einfach zu faltenfrei unter der Persenning. Interessant ist auch das Facelift der Stoßstangen inklusive der seitlichen Stoßleisten. Das Design dazu stammt von Manfred Rennen, einem BMW Designer.




Doch zurück zum Tropic: Um das Fahrzeug weiter bekannt zu machen und Publikumsreaktionen auszuloten wird der hennarote Prototyp für die Aufzeichnung einer ZDF Silvester-TV-Sendung mit Caroline Reiber als Luftfracht nach Las Vegas transportiert. Der Flug und Arrangement des Fahrzeugs in der Sendung übernimmt BMW.
Ebenso wie einen weiteren Cargo-Flug des Wagens, der nun beim damaligen Formel 1 Rennen von Las Vegas im VIP Bereich des Ceasars Palace ausgestellt wird.

PR-Tour für eine ZDF-Fernsehsendung mit Siegfried und Roy in Las Vegas
Presseservice von BMW (Mai 1982)



Features in Auto-Quartetts



Es hätte eine Kooperation werden können:
Das Tropic/BMW Cabriolet in AMS Heft 16 / August 1982

  "Die Cabrio-Version der Sechser-Reihe ist beschlossene Sache"

Währenddessen werden von Tropic die Details der Serienfertigung geplant. John Shute vom englischen Planungs- und Konstruktionsbüro IAD (International Automotive Design) wird mit der weiteren Entwicklung beauftragt. Die Herstellung des Wagens ist laut Weber im Karosseriewerk Weinsberg vorgesehen.

Doch dann wird es finanziell eng. Es kommt unplanmäßig zur Verzögerungen in der Entwicklung.
Nicht nur beim 6er, sondern auch beim Tropic Opel Ascona Cabriolet, das parallel bei Michelotti in Turin konzipiert wird. Weber: "Gleichzeitig liefen unsere beiden Serienbasismodelle, Toyota Celica und Honda Prelude aus. Somit fehlte uns eine laufende Cabrio-Serie." Tropic muss Konkurs anmelden.

 
Links der Tropic 635 CSi Prototyp in der französischen Zeitschrift "l'Automobil" (Mai 1982) Bilder rechts: der Hammond & Thiede 628 CSi Prototyp mit perlbeiger Innenausstattung. Gebaut bei der Karosseriefabrik Voll in Würzburg.
IAD Blueprint für Tropic Entwicklungsauftrag    


Hammond & Thiede

Doch das war noch lange nicht das Ende von Webers Cabrio-Projekten. Mittlerweile war eine englische Fahrzeugbaufirma auf das Tropic-Cabrio aufmerksam geworden. Genauer gesagt deren deutschstämmiger Inhaber Michael W. Thiede, ein ehemaliger BMW-Händler aus Newport/Wales. Thiede sah einen Markt für den offenen Sechser-BMW. Es wurde die Firma Hammond & Thiede gegründet, zu deren Gesellschaftern wiederum auch Jürgen G. Weber gehörte. Dieser verließ allerdings kurz danach aufgrund von Unstimmigkeiten das Unternehmen und verkaufte seine Rechte am Auto an die in Dover ansässige Firma.

Ein weiteres Auto wurde umgebaut. Es handelte sich um einen roten BMW 628 CSi (CS/1, Baujahr 1982) mit perlbeiger Innenausstattung, der in der Zeitschrift Sportfahrer 6/83 auf vier Seiten ausführlich vorgestellt wurde.

Michael W. Thiede erinnert sich in einer Mail Korrespondenz im Jahre 2014: "Für die Entwicklung von Karosserieversteifungen wurde erneut der Koblenzer Betrieb von Herrn Lorenz (später Lorenz & Rankl) eingebunden. Im Wesentlichen wurde der Prototyp dann gemäß den Zeichnungen von Lorenz und unserem Karosseriebau-Partner Karosseriefabrik Voll GmbH & Co.KG in Würzburg-Heidingsfeld gebaut. Der fertige Prototyp wurde dann dem Leiter der Karosserieentwicklung von BMW in München vorgestellt und dort einem mehrtägigen Test unterzogen. Es wurden von BMW auch Vergleiche zum Mercedes SL gemacht und ausgewertet. Fazit BMW: Der Prototyp war zwar recht gut gelungen, konnte aber in der statischen und dynamischen Steifigkeit nicht vollends überzeugen. Der SL wurde als Benchmark herangezogen, ein Fahrzeug, was von vorneherein als Cabriolet konzipiert war. Es war weiterhin erkennbar, das BMW nicht die Möglichkeit sah, am Grundfahrzeug produktionsmäßig etwas zu ändern, was einen Cabriolet-Umbau mit besseren Torsionssteifigkeitswerten ermöglicht hätte. Ohne ein Wohlwollen seitens BMW war für uns eine Fortführung des Projektes wirtschaftlich zu ungewiss, und wir stellten weitere Entwicklungsarbeiten ein. Meines Wissens wurden von uns in Würzburg zwei Fahrzeuge gebaut, eines davon landete in den USA, der andere wurde dann glaube ich verschrottet, da die Fertigstellung eines Prototyps ohne Vertriebsaussichten wirtschaftlich keinen Sinn ergab."

Laut Jürgen G. Weber hatte dies jedoch andere Gründe: "Nachdem eine Zusammenarbeit zwischen mir und Hammond & Thiede gescheitert war und ich BMW mitteilte, dass ich aus der Vorgängerfirma von H&T ausgeschieden bin, wurde jeder Support seitens BMW für das Projekt eingefroren. So viel ich weiß, wurde das dann auch H&T untersagt."

Wie dem auch sei: Der Hammond & Thiede 628 CSi wartete einige Zeit später bei Auto Becker in Düsseldorf auf einen neuen Käufer. H&T wurde später mit der offenen Version des Opel Ascona C erfolgreich. Gefertigt wurde der Wagen bei der Firma Voll, die zuvor von H&T übernommen wurde.

Der ursprüngliche Tropic-Prototyp von 1982 wurde anschließend wahrscheinlich weitergebaut und technisch optimiert.

Das Hammond & Thiede Cabrio auf BMW-628-Basis wurde von einem amerikanischen Geschäftsmann und Sammler gekauft und 1985 in den Vereinigten Staaten zugelassen. Im November 2010 wurde der Wagen auf auf einer Auktion an einen Käufer aus Newton/Massachusetts verkauft. Fünf Jahre später wurde er mit einer immer noch sehr geringen Laufleistung von lediglich 18.098 km von einem deutschen Käufer erworben.
Zuletzt tauchte das Fahrzeug im Februar 2017 auf einer Bremer Oldtimermesse auf. Dort wurde es für 87.000,- Euro angeboten und für einen unbekannten Preis verkauft.

   
Der Hammond & Thiede 628 CSi Prototyp in der Auto-Becker-Hauszeitschrift "auto welt" aus dem Jahr 1983 Prospektblatt der englischen Firma Symbol mit Tropic-Prototyp.
Wahrscheinlich sollte sie als Vertriebspartner dienen.
Genaueres konnte selbst Herr Weber nicht mehr sagen.
 

Anzeige von Lorenz & Rankl mit dem Tropic-Prototyp, Silver Falcon sowie diversen Ferrari Cabriolets

 
Hy-Tech (1984) Der Tropic-Prototyp wurde anscheinend weiter optimiert und ist heute in Privathand

Hy-Tech

Ab Juni 1983 bot die Stuttgarter Firma Hy-Tech ein Cabriolet auf Basis des Sechsers an (Preis 109.000,- DM). Auf dem Pressefoto (siehe Bild oben mit Yacht) wies es eine starke Ähnlichkeit zu dem Tropic-Prototypen auf. Warum? Weil es das gleiche Auto war. Der Geschäftsführer war auch hier Jürgen G. Weber.

Weber alias Hy-Tech vertrieb außerdem das belgische EBS "Douro" Cabriolet. Dass wieder Weber im Spiel war, fällt bereits beim Pressetext des Prospektblattes auf. Dieser Text wurde schon damals beim Vertrieb des Tropic verwendet.


EBS (Ernst Berg Systems)



Das EBS Cabrio entstand allerdings eigenständig und unbeeinflusst von Tropic. Der Gründer der Firma EBS war der ehemalige niederländische Architekt und Rennfahrer Ernst J. H. Berg. Der mittlerweile durch Immobiliengeschäfte zu ausreichendem finanziellem Background gelangte Geschäftsmann eröffnete 1981 im belgischen Tervuren seine Firma Ernst-Berg-Systems.
Berg konnte die zwei ehemals bei der Firma Buchmann (bb) beschäftigten Karosseriespezialisten Figueras und Moreira abwerben. Diese sollen dort unter EBS-Regie angeblich 30 Sechser BMW zu Cabriolets umgebaut haben (Quelle: Driver Magazin 1989).

Der Großteil der EBS-Produktion ging an amerikanische Importeure wie Breeman-BMW/Miami, Ocean Motors/Californien und Penske Cars, meistens im Rumpf einer Boing 747 als Cargo Flug.

EBS "Douro" Cabriolet, 1983 Stimmige Linienführung
Douro Plakette am Heck
Dank an Jeroen de Leth Rense
EBS im Hy-Tech-Vertrieb von Jürgen G. Weber, 1983 Der Text ist identisch mit dem des Tropic-Prospektes

Des weiteren öffnete Ernst Berg Systems auch einigen Mercedes SEC das Dach (das Modell hiess Algarve) und entwickelte den Prototyp eines offenen Ferrari Testarossa. Der große Erfolg kam aber mit der Konversion des Renault R5 zum Cabriolet, dessen Auftrag EBS direkt von Renault bekam.
Später beteiligt sich die amerikanische Firma ASC zu 50% an EBS.

   
Im Schloßpark Vor Ernst Bergs Villa im Herbst 1984 EBS Produktionshalle in Zaventem/Belgien


ASC Incorporated

ASC wurde Mitte der 60er Jahre vom deutschen Auswanderer und self-made man Heinz Prechter gegründet. Die Firma fing mit dem Einbau von Schiebedächern an und entwickelte sich zu einem der größten Verdeckspezialisten und Prototypenbauer der Vereinigten Staaten. In Europa wurde ASC unter anderem mit den Cabrioversionen des Porsche 944 und des Saab 900 bekannt.

Bei dem unten abgebildeten 6er BMW soll es sich um den von BMW bei Italdesign in Auftrag gegebenen Prototypen (siehe oben) handeln, der in die USA verschifft wurde um dort eine eventuelle Serienfertigung zu testen.

Das linke Foto zeigt den silbernen Italdesign Prototypen vor dem ASC-Firmensitz in Warren/Michigan. A
nschließend wurde das Fahrzeug angeblich bei ASC nochmals umgebaut und verstärkt, nach US-Spezifikationen umgerüstet und rot lackiert (Bilder mitte und rechts). Zu einer Serienproduktion kam es jedoch nicht, warum auch immer.

     


Coach Builders Ltd.

Außer ASC Incorporated gab es noch weitere amerikanische Firmen, die den 6er öffneten. Hier ein Cabriolet von Coach Builders Limited aus High Springs, Florida. Laut Prospekt "Built the way Convertibles Should be Built". Was man bei diesem Modell zumindest nicht optisch sagen konnte, denn der Karosseriebereich an der C-Säule sieht nicht besonders elegant gelöst aus. Außerdem baut das zusammengefaltete Verdeck unter der Persenning extrem hoch auf.

CBL Coach Builders Limited - Prospekt von 1987 CBL 633 CSi Convertible


Schulz/Oldenhof/Faltz

Eine weitere Cabrioversion des 6er BMWs stammt von dem in den achtziger Jahren ziemlich bekannten Umbauer Erich Schulz aus dem niederrheinischen Korschenbroich. Der eher auf Mercedes spezialisierte Schulz verlängerte unter anderem S-Klassen und baute den gerade präsentierten Mercedes 190E zum zweitürigen Coupé und Cabrio um. Auch Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg war Besitzer eines solchen Fahrzeugs. Für ihn wurde der "Baby-Benz" mit dem 5 Liter V8 des Mercedes W126 bestückt, in einem damals extrem trendigen perlmutt-Farbton lackiert und im Innenraum mit weißem Leder ausgekleidet (siehe Bilder weiter unten).

Im Vertrieb von Piet Oldenhof      
 
Schulz BMW 635 CSi Cabriolet (1985)     Im Vertrieb von Faltz (Dank an Thomas G. Müller)

Doch auch frischlufthungrigen BMW Fahrern konnte in Korschenbroich geholfen werden: Schulz-Automobile konvertierte geschlossene 6er BMWs zu Cabriolets. Es handelt sich hierbei um denselben Umbau, der auch von der niederländischen Firma Piet "PO" Oldenhof aus Enschede unter eigenem Namen vermarktet wurde.
Der Umbau zu einem Cabriolet mit elektrischem Verdeck dauerte circa vier Monate. Die Kosten für ein Komplettfahrzeug lagen zwischen 100.000 und 130.000 DM, je nach Motorisierung.

In Deutschland wurden die Schulz/Oldenhof-Cabrios vom Essener BMW-Händler und Ex-Rennfahrer Rüdiger Faltz vertrieben.


 
Prospekt von PO Piet Oldenhof, Enschede NL    
Schulz/Oldenhof E28 Kombi (erste Version mit eckigem Fenster)

Ebenso hatte PO Oldenhof auch eine Kombiversion des 5er-BMWs im Programm, die von Schulz konstruiert und produziert wurde. Für die ersten Modelle dieses Umbaus wurde eine Mercedes W123 Heckklappe als Basis verwendet, welche an den 5er angepasst wurde. Das Ergebnis war allerdings optisch noch nicht perfekt, denn die stylistische Herkunft der Stuttgarter Hecktür ließ sich noch erahnen.

Eine spätere Version, erkennbar an den dreieckigen Fenstern der hinteren Türen und dem stärker abfallenden Dach, enthält Fragmente einer VW Passat Variant Heckklappe. Die Scharniere wurden von denen der E28 Motorhaube abgewandelt, während die Verriegelung der Klappe aus Opel Kadett Teilen besteht. Andere Komponenten stammen vom Audi 50. Die Firma Sekurit wurde mit der Kleinserienfertigung der Heckscheibe beauftragt, während die kleinen Seitenscheiben von einer holländischen Firma stammen. Ein absolut bunter Komponentenmix also. Der deutsche Vertrieb erfolgte unter anderem durch den BMW-Händler Grewe aus Hamm, der einen solchen Kombi auch als Servicemobil einsetzte (siehe Bilder weiter unten).

 
Schulz-Automobile, Korschenbroich E28 Kombiversion (spätere Version)   Keke Rosbergs Mercedes 190 5.0 V8 Schulz Cabrio
Auszug aus Schulz' Modellpalette (rechts oben das Oldenhof 635 CSi Cabrio)  
Dank an Lars Frehn
 
Schulz-Kombi im Grewe Vertrieb Alltagseinsatz als Servicemobil Schulz E32 Langversion - wahrscheinlich ein Einzelstück


ABC-Exclusive

Gleich drei unterschiedliche Karosserievarianten bot die Bonner Firma ABC-Exclusive für ihren "Mirage" getauften Cabrioumbau an: Classic, Prestige (mit Spoilerkit) sowie "Sport-Breit", eine Widebody Version mit üppigen GFK-Anbauteilen.

   
ABC Mirage "Classic" ABC Mirage "Prestige" ABC Mirage "Sport-Breit"

Die Bodengruppe wurde mit speziellen dreidimensionalen Profilen verstärkt, ebenso die A-Säulen und der Scheibenrahmen. Geöffnet wurde das gefütterte Faltdach wahlweise manuell oder elektro-hydraulisch, bis es unter einer in Wagenfarbe lackierten Verdeckklappe verschwand.
Der Umbaupreis zum Mirage-Cabriolet betrug im Jahre 1985 exakt 49.000 DM. Sechs ABC-Cabrios sollen gefertigt worden sein, eines davon mit Alpina-Triebwerk.

mehr zu ABC-Exclusive hier

   
Die Mirage "Classic" Version, hier auf Alpina-Basis. Ein für meinen Geschmack sehr gelungener Umbau mit perfekt integrierter Verdeckabdeckung.
ABC-Exclusive Messestand (vermutlich Essen Motor Show 1987) mit "Sport-Breit" Version
Fotos: M. Neweschall

Von ABC stammt auch das Konzept für eines E23 7er-Kombiumbaus. Geplant waren auch hier verschiedene Ausstattungsvarianten: eine Standard-Version, ein Luxus-Modell mit Verbreiterungen, sogar eine Hochdachauführung war vorgesehen. Mit der Ausführung des Kombiumbaus wurde die traditionsreiche Firma Kurt Welsch Karosseriebau aus Mayen beauftragt. Während Welsch den Wagen umbaute musste ABC-Exclusive allerdings Konkurs anmelden.

Unfertig stand der Wagen anschließend viele Jahre bei Welsch, bis Gertie Wolters Stein ("E23 Gertie") und ihr Mann den Kombi im Jahr 2000 als Rohkarosse inklusive Motor erwarben. Der Wagen wurde anschliessend in Privatinitiative fertiggestellt und mit Rücksitzbank, Ladefläche und Dachhimmel versehen. Es handelt sich um den einzigen E23-Kombi mit TÜV-Zulassung. Mehr Informationen zu dem Fahrzeug gibt es hier.

ABC-Exclusive 728-745i Kombi-Version. Das Bild zeigt eine Retusche bzw. Fotomontage des noch nicht komplett gefertigten Fahrzeugs. Die drei geplanten Versionen: Standard-Version, Luxus-Modell sowie Hochdach-Ausführung mit seitlichen Sitzbänken und Verstärkung der Achsen.


Gemballa

Auch von einem "Gemballa-E24-Cabriolet" gibt es ein Pressefoto, das ein weißes Fahrzeug mit dem Firmenlogo zeigt. Dieses wurde allerdings von einem Zulieferer umgebaut und von Gemballa lediglich im Interieurbereich bearbeitet.
Laut Pressetext wurde von der Leonberger Firma eine Ganzlederausstattung "Burgund" sowie eine Lenkrad-Fernbedienung für die Stereoanlage angeboten. Ziemlich massiv: der auf dem Foto gut zu erkennende, zusätzlich verstärkte Schwellerbereich.

mehr zu Gemballa hier


Gemballa Cabrio Gemballa M635 CSi in der normalen "Coupé" Version
 
Hier einige Aufnahmen, die das Fahrzeug in der Leonberger Werkstatt von Uwe Gemballa zeigen
Fotos: M. Neweschall


Emil Frey/Crayford

Umbaukits für Baur-Topcabriolets, welche eigentlich für die BMW 3er-Reihe konzipiert wurden, bildeten die Basis für diese beiden Cabrio-Modelle. Der Vorteil dieser Variante war, dass so eine Quertraverse zur Stabilisierung des Daches beibehalten werden konnte. Die Karosseriesteifigkeit nach dem Umbau fiel somit wesentlich höher aus, als dies bei den Vollcabrio-Versionen der Fall sein konnte. Zudem waren die verwendeten Baur-Mechanik-Komponenten bereits erprobt und somit entfielen Entwicklungskosten. Allerdings musste alles speziell an den 6er BMW angepasst werden.

In der Schweiz wurde mindestens ein solches Fahrzeug von oder für die Firma Emil Frey in Safenwil gefertigt. Der Umbau wirkt professionell, nur die B-Säule erscheint ziemlich massiv.

Emil Frey Cabrio mit Baur Komponenten  
   

Für den englischen Markt wurden angeblich eine Hand voll Fahrzeuge von der Firma Crayford aus Kent umgebaut. Allesamt Rechtslenker. Es gibt jedoch keine Prospekte oder sonstige Unterlagen, die das wirklich bestätigen können.

 
Das Baur E30 TC im Original: "4 Autos in einem" Ein englischer Umbau   möglicherweise von Crayford(?)


RMP/Piecha

Dann gab es noch das RMP-Cabrio aus Stuttgart. Der einzig bekannte Umbau auf 6CS/2 Basis. Diese Bilder wurden Im Jahr 1991 veröffentlicht - mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der Wagen also nach dem Produktionsende des E24 umgebaut. Die Frontscheibe scheint nicht gekürzt worden zu sein und auch die Befestigung der Persenning mit Druckknöpfen an der Außenseite der Karosserie bis zur Tür sieht etwas hemdsärmlig aus.

Das RMP Cabrio ist baugleich mit dem Piecha Cabrio (unten). RMP übernahm nur den Vertrieb bzw. spendierte die Felgen, denn die Abkürzung heißt nichts weiter als "Reifenmarkt am Pragsattel". RMP warb mit Know How aus über 150 Cabrioumbauten. Die Umbauzeit betrug fünf Wochen, als Preis wurde dafür 23.700,- DM inkl. MwSt. veranschlagt. Was sehr günstig ist, denn andere Firmen berechneten dafür das Doppelte.

RMP Cabriolet Rial Felgen mit Reifen der Dimension 235/45 17 vorne und 315/35 17 hinten
 

Unten zum Vergleich das Piecha Cabrio. Auch hier reichen die Druckknöpfe bis zu dem Bereich in dem sich einst die B-Säule befand. Die Felgen sind anscheinend mit dem "RMP" identisch und stammen von Rial. Der Umbau soll aus dem Jahr 1988 stammen, der Bodykit ist von ABC-Exclusive.

 
Fotos: V. Zpevak



Rappold

Traditionell ist das 1948 gegründete Karosseriewerk Rappold eher ein Spezialist für Konstruktion- und Fertigung von Bestattungs- und Sonderfahrzeugen.
Mitte der achtziger Jahre hatten die Wülfrather aber auch eine offene Version des 6ers im Repertoire. Der Umbau zum "Rappold Sportcabriolet auf BMW 628 CSi - M635 CSi Basis" kostete damals 47.766,- Deutsche Mark, hätte zwischen 10-12 Wochen gedauert und wurde wie folgt beschrieben:

"Umfangreiche Karosseriearbeiten im Bodenbereich, Verstärkungen und Abstützung der vorderen und hinteren Radhäuser sowie der A-Säulen und des Scheibenrahmens. Anfertigung eines mechanisch zu betätigenden Cabrioletverdeckes aus hochwertigem Sonnenland-Allwetterverdeckstoff, Persenning (abknöpfbar) aus Kunstleder für das teilweise versenkbare Verdeck, Teillackierung des Fahrzeugs im gleichen Farbton, Verkleidung des gesamten Bodenbereiches mit farblich abgestimmtem Teppichboden, hintere Seitenscheiben fast vollständig versenkbar (elektrisch); ohne Abnahme durch den TÜV".

Ob davon mehrere Fahrzeuge gebaut wurden oder es lediglich bei dem unten abgebildeten Exemplar blieb, ist leider ungeklärt.


Das "Rappold BMW E24 Sportcabriolet"    

Ein weiteres Projekt der Firma war das "Rappold E30 Sportcabriolet". Ein reiner Two-Seater, dafür wahrscheinlich mit vollwertigem Kofferraum.
Tragischerweise an dem Tag hinfällig, als bekannt wurde das BMW ein eigenes Cabrio auf den Markt bringen würde.


   
  Die tragende Struktur des "Rappold BMW E30 Sportcabriolets"






Ganz zum Schluß das wahrscheinlich bekannteste 6er Cabrio:
Back To The Future 2 — Griff Tannen's futuristic Six Series Convertible

Die legendäre Hoverboardszene (im Background das 633 CSi Cabrio)


Back To The Future 2: Biff Tannen cremt und pflegt vor dem Café 80s Jeff Chabotte, der jetzige Besitzer und Restaurateur des Wagens
  Mehr über das Fahrzeug und hier noch ein Video











ZURÜCK